Abschiedsinterview mit Klaus Deitmaring

27 Jahre: Wie kam es dazu?
27 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Gewöhnlich wechselt ein Krankenhausgeschäftsführer in Deutschland nach weniger als fünf Jahren, weil ansonsten zu viel Nähe zu den Mitarbeitenden entsteht und dann nicht mehr ‚durchregiert‘ werden kann. Meiner Überzeugung nach führen diese persönlichen Verbindungen aber nicht zu einem Scheitern oder zu einem Stillstand. Zudem ist ein Durchregieren heute nicht mehr zeitgemäß, es motiviert keinen und setzt die persönlichen Potentiale und Talente der Mitarbeitenden nicht frei. Das Gegenteil ist der Fall! Ich bin all die Jahre gerne geblieben, weil ich mich stets wohlgefühlt habe, weil mir meine Mitarbeitenden jeden Tag vertrauten und weil wir als Team so nachhaltig erfolgreich waren, dass sich keiner für einen Wechsel der Geschäftsführung einsetzte.

Was sind Ihre „Highlights“ aus 27 Jahren Franziskus?
Es sind so viele verschiedene Dinge. Dazu gehört sicherlich die Aufnahme des St. Franziskus-Hospital mit der Strahlentherapie in den dänischen Krankenhausplan 1999.

Dann ganz weit vorne die Entwicklung der Verbindung mit der DIAKO, die sich aus einem historischen benachbarten Nebeneinander, in ein sportliches Gegeneinander, in ein Miteinander und mit Proklamierung der Fusion in ein Füreinander entwickelt hat.

Mit der Entscheidung für den Klinik-Verbund Flensburg entwickelte sich ab 2006 eine neue Medizin in und für Flensburg mit unserem Onkologischen Zentrum Nord, dem AZHO, Darmzentrum, Strahlentherapie, Lungenzentrum und unserer HNO-Klinik. Für die DIAKO wären hier beispielhaft das überregionale Traumazentrum, die Stroke Unit und das Perinatalzentrum Level 1 zu nennen.

Sie haben die Entwicklung zu dem gemeinsamen Klinikneubau auf dem Peelwatt maßgeblich gestaltet und geprägt. Fällt es Ihnen schwer, vor der Fertigstellung aus dem aktiven Dienst auszuscheiden?
Es stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass der Klinikneubau erst zum Jahr 2030 bezogen werden kann und damit war klar, dass ich als Geschäftsführer der Malteser das neue gemeinsame Klinikum nicht mehr mitbauen und mitbeziehen kann, sondern im Laufe des Projektes ausscheiden werde. Daher habe ich mir angesichts von 37 Berufsjahren in verantwortlichen Positionen des Krankenhaus-Managements gewünscht, eine ATZ zu erhalten und mit 64 Jahren in den aktiven Ruhestand einzutreten.

Ich bin meinen Maltesern für ihr langjähriges Vertrauen in meine Person sehr dankbar, auch dass sie mich in diesem persönlichen Anliegen unterstützt haben. Mit dem Generationswechsel in der DIAKO und jetzt auch im Franziskus wird auch im Management der Weg in die Zukunft gebahnt und ich habe in alle Akteure volles Vertrauen.

Wo sehen Sie das Krankenhaus und die medizinische Versorgung in Flensburg in zehn Jahren?
In zehn Jahren sichern das MALTESER-DIAKO KLINIKUM und der Medizinische Campus die stationäre und ambulante medizinische Versorgung in enger Kooperation mit den benachbarten Krankenhäusern und den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten auf höchstem Niveau als Maximalversorger für den Norden Schleswig-Holsteins und für die Grenzregion im südlichen Dänemark. Ein gemeinnütziges Klinikum in christlicher Trägerschaft, welches sich dem Menschen zuwendet und an alle betroffenen Menschen richtet, unabhängig von ihrer Konfession, Nationalität und Orientierung.

Werden Sie die Ehemaligentreffen der MAV besuchen?
Na klar. Natürlich möchte ich die Ehemaligentreffen besuchen. Einige Ehemalige haben meine Verabschiedungsfeier besucht. Wir schlagen in alter Petuh-Tradition vor, das Treffen im Sommerhalbjahr auf die Alexandra zu verlegen.

Welche Menschen waren die interessantesten, die Sie im Rahmen ihrer Tätigkeit kennenlernen durften? Wer hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?
Welche Menschen haben mich beeindruckt ... Jeder, der sich für den Dienst im Krankenhaus entschieden hat, beeindruckt mich. Das betrifft uns im St. Franziskus-Hospital, aber auch in jedem anderen Krankenhaus. Es gibt für mich keine Unterschiede, welchen Beruf oder welche Tätigkeit individuell ausgeübt wird. Denn jeder Beitrag ist wichtig. Ohne die Unterstützung gelingen die Behandlung und Pflege nicht. Das Team zählt, nicht der Einzelne. Daher möchte ich auch einzelne Menschen nicht hervorheben. Beeindruckt haben mich viele hundert Kolleginnen und Kollegen im St. Franziskus-Hospital und unseren weiteren Einrichtungen in diesen Jahren durch ihre Haltung, ihren Einsatz und ihre Bereitschaft, sich selbstlos den Menschen zu widmen, die unsere Hilfe und Unterstützung benötigen. Ich bin sehr dankbar, ein Teil der Gemeinschaft über so viele Jahre gewesen zu sein.

Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Es gibt keine privaten Pläne für die Zukunft. Meine Frau und ich drücken einfach den Resetknopf. Denn wir beide und unsere Familie haben uns immer an beruflichen Plänen und Terminen orientieren müssen. Das ist nun vorbei. Um es mit Hape Kerkeling zu sagen: "Wir sind dann mal weg“, genießen unsere Freiheit, unseren Sport, unsere schöne Förderegion und Skandinavien - ganz ohne Plan und Struktur.

Ein wenig bleibe ich meiner Profession und meinen Krankenhäusern aber im Ehrenamt weiterhin verbunden: Im Aufsichtsrat des MALTESER-DIAKO KLINIKUMS und im Beirat unseres Katharinen Hospiz am Park. Über die sehr wertschätzende und herzliche Verabschiedung in der Kapelle, in unserer Cafeteria und die Überraschungsfahrt auf der Alexandra habe ich mich sehr gefreut. Auch mein letzter Besuch unserer Stationen und Abteilungen im St. Franziskus-Hospital am Freitagvormittag wird mir stets in bester Erinnerung bleiben. Ich werde mich noch sehr häufig an die vielen Begegnungen mit den mit mir verbundenen Kolleginnen und Kollegen im Franziskus und mit den vielen Gästen meiner Verabschiedungsfeier erinnern. Herzlichen Dank für die große Unterstützung, die ich in 27 Jahren erfahren durfte.

Das Interview führte Franziska Mumm

 

Wir empfehlen außerdem den im Malteser Magazin erschienenen Artikel zum Abschied von Klaus Deitmaring: https://www.malteser.de/magazin/news/news/ein-chef-wie-man-ihn-sich-wuenscht.html


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