Strahlentherapie
Unter einer Strahlentherapie versteht man die Behandlung mit ionisierenden Strahlen (z.B. mit Röntgenstrahlen, Elektronenstrahlen oder radioaktiven Isotopen), vor allem bei Tumorerkrankungen. Die Strahlentherapie ist eine der drei zur Verfügung stehenden Methoden, Tumoren zu behandeln. Sie kann alleine oder in Verbindung mit einer Operation oder Chemotherapie durchgeführt werden. Bei vielen Tumorarten ist allein die Strahlentherapie die entscheidende Behandlung.
Mit einer Gesamtinvestition in Höhe von fast 5 Mio. Euro haben wir im Jahr 2023 zwei Linearbeschleuniger durch neue Geräte ersetzt, eine hochmoderne Planungssoftware etabliert und auch die Räumlichkeiten im Sinne der Patientinnen und Patienten optimiert. Die gesamte Patienten- und Behandlungsplanung ist im Zuge der Modernisierung digitalisiert worden und trägt maßgeblich zur Optimierung der Abläufe und auch der Fehlerminimierung bei. In unserer Klinik für Strahlentherapie werden eine erstaunliche Bildqualität, hohe Präzision, Geschwindigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Patientenkomfort ideal kombiniert.
Die beiden unterschiedlichen Linearbeschleuniger bieten in Kombination ein ideales Behandlungsportfolio, um die bestgeeignete Strahlentherapie für die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten anbieten zu können. Der „Halcyon“ kann bspw. in kürzerer Zeit die gleiche Strahlendosis hochpräzise auf die markierte Lage des Tumors abgeben. Der „True Beam“ ist in der Lage, eine breitere Palette von Strahlentherapie-Techniken zu liefern. Dazu gehört u.a. die Elektronenbestrahlung für Oberflächenbestrahlungen, die bspw. bei Hauttumoren eingesetzt werden kann. Mit diesem Linearbeschleuniger können wir zudem große Volumen und auch aus anderen Ebenen bestrahlen.
Auch die sogenannte stereotaktische Bestrahlung bieten wir an. Hierbei handelt es sich um eine Hochpräzisionsstrahlentherapie mit dem Ziel der vollständigen Tumorzerstörung und nur wenigen Millimetern Sicherheitssaum, die in manchen Fällen eine Operation ersetzen kann.
Die Wahl des Linearbeschleunigers wird sehr gewissenhaft auf der Grundlage der individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten getroffen.
Beratung, Aufklärung und Bestrahlungsplan
Der Strahlentherapeut muss zunächst in jedem Einzelfall entscheiden, ob die vorliegende Erkrankung für eine Strahlenbehandlung geeignet ist. Dazu erfolgt zunächst ein ausführliches Gespräch, welches mit einer Untersuchung und Sichtung aller Vorbefunde verbunden ist. Für die Entscheidung zur Strahlentherapie kann es notwendig sein, weitere Untersuchungen anzusetzen. In Frage kommen vor allem Labor- und Röntgendiagnostik einschließlich Computertomographie sowie Isotopen- und Ultraschalluntersuchungen. Wir werden Ihnen diese Maßnahmen im Einzelnen erklären - Sie werden über alle Behandlungsschritte und deren mögliche Folgen unterrichtet. Gerne können Sie eine Vertrauensperson zu diesen Terminen mitbringen. Wenn Sie nach einer entsprechenden Beratung und Aufklärung unserem Behandlungsvorschlag zustimmen, wird die Bestrahlungsplanung eingeleitet.
Es liegt sicher in Ihrem persönlichen Interesse, wenn wir jede Bestrahlung so sorgfältig wie möglich planen. Sinn der Bestrahlungsplanung ist es, den Krankheitsherd und seine möglichen Ausläufer genauestens und vollständig zu erfassen. Gleichzeitig soll dabei das umgebende gesunde Gewebe soweit wie möglich geschont werden. Dies ist heute mittels einer computerunterstützten Bestrahlungsplanung anhand der Daten einer speziellen Computertomographie (CT) wesentlich zielgenauer und schonender möglich als früher. Je nach Art Ihrer Erkrankung kann diese Planung mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Bestrahlungsplanung verläuft in folgenden Abschnitten:
Planungs-CT mit Lokalisation der Zielvolumina und Risikoorgane
Nach einer speziellen computertomographischen Darstellung der zu behandelnden Region in definierter Lagerung wird mittels Laserlicht ein 3D-Koordinatensystem zur räumlichen Orientierung auf die Haut projiziert und eingezeichnet. Diese Markierungen sollten möglichst während der gesamten Behandlungszeit erhalten bleiben. Im Planungs-CT werden nun vom Strahlentherapeuten die zu bestrahlenden Zielgebiete und Risikoorgane genau ermittelt und eingezeichnet (Lokalisation) sowie mit Ihrer speziellen Dosisverordnung versehen.
Physikalische Bestrahlungsplanung, Simulation und Verifikation
Mit Hilfe leistungsfähiger Rechner wird der Medizinphysiker im nächsten Schritt anhand der ärztlichen Vorgaben die speziell für Sie geeignete Strahlenart und Bestrahlungstechnik festlegen, einen physikalischen Bestrahlungsplan erstellen sowie alle erforderlichen Details zur Steuerung der Geräte berechnen und mit dem Arzt besprechen. Noch vor der ersten Bestrahlung wird die gesamte Behandlung am Rechner simuliert und erst dann freigegeben, wenn alle Rahmenbedingungen genauestens erfüllt sind. Abschließend wird der Bestrahlungsplan mittels weiterer Hautmarkierungen auf Ihren Körper übertragen und über Kontrollaufnahmen auf seinen korrekten Sitz hin überprüft (Verifikation).
Ihre Bestrahlung
Wir stellen vor Beginn einer Strahlenbehandlung stets einen Terminplan auf. Sie erfahren, wie viele Tage in der Woche und wie lange Sie voraussichtlich bestrahlt werden. Sie müssen allerdings bedenken, dass Anzahl und Art der Bestrahlungen während der Behandlung bisweilen geändert werden müssen. Wir richten uns nach Ihrem Befinden, eventuellen Nebenwirkungen und dem Ansprechen des Tumors auf die Strahlenbehandlung.
Viele Patienten haben Angst vor der ersten Bestrahlung. Dies ist verständlich, aber unbegründet. Die Bestrahlung selbst ist schmerzlos und dauert je nach Bestrahlungsgerät und Lage des Krankheitsherdes nur mehrere Sekunden oder einige Minuten. Die meisten Bestrahlungen werden im Liegen auf einem speziellen Tisch durchgeführt.
Im Behandlungsraum dauert die Vorbereitung zur Bestrahlung meist wesentlich länger als die Strahlenbehandlung selbst. Sie müssen richtig auf dem Bestrahlungstisch gelagert werden, und das Bestrahlungsgerät muss auf einen vorher bestimmten Winkel eingestellt werden. Eventuell müssen Lagerungshilfen wie Kopfmasken sowie strahlenschützende Blöcke über Ihrem Körper angebracht werden.
Das Team steht mit Ihnen in ständiger Sicht- und Sprechverbindung. Optimal ist eine ruhige Lage während der Dauer der Bestrahlung, da nur so der Krankheitsherd vollständig im Bestrahlungsbereich bleibt.
Sicherheitsvorkehrungen
Die Sicherheitsvorkehrungen sind an unseren Bestrahlungsgeräten besonders sorgfältig entwickelt und unterliegen genauen gesetzlichen Vorschriften - der Strahlenschutzgesetzgebung. Die Geräte werden regelmäßig vom hierfür speziell ausgebildeten Medizinphysiker und dem Hersteller gewartet, sowie vom TÜV überwacht. Bei der Vorbereitung zur Bestrahlung werden Sie feststellen, dass verschiedene Laser-Lichtquellen auf die Oberfläche Ihres Körpers gerichtet werden. Diese dienen zur Einstellung der auf Ihrem Körper eingezeichneten Markierungen. Alle Geräteeinstellungen werden vor jeder einzelnen Bestrahlung vom Computer geprüft und nur dann freigegeben, wenn alles stimmt. Die tatsächliche Strahlendosis wird während jeder Behandlung gemessen und alles von der MTA (Medizinisch Technische Assistentin) genau überwacht und aufgezeichnet.
Nachuntersuchungen
In den Jahren nach einer Behandlung werden regelmäßige Nachuntersuchungen erforderlich sein. Diese erfolgen in den ersten zwei Jahren vierteljährlich, danach halbjährlich und ab dem fünften Jahr nur noch einmal im Jahr. Wir führen diese Kontrolluntersuchungen gerne in Zusammenarbeit mit Ihren überweisenden Ärzten durch. Ergänzende Untersuchungen wie z.B. Laborbefunde, Röntgen- und Isotopenuntersuchungen geben uns zusätzlich über den Erfolg der Behandlung Auskunft. Ein eventueller Rückfall der Erkrankung oder das Auftreten von Absiedlungen können bei Nachuntersuchungen frühzeitig erkannt und dann wirksam behandelt werden.
Nebenwirkungen
Voraussetzung für eine Tumorheilung ist natürlich die strahlenbedingte Vernichtung des Tumorgewebes. Wie bei einer Operation oder Chemotherapie können jedoch auch bei der Bestrahlung bestimmte Nebenwirkungen auftreten. Da die Zerfallsprodukte des Tumorgewebes vom Körper verarbeitet werden müssen, können sich das Allgemeinbefinden und der Appetit vorübergehend verschlechtern. Des Weiteren kann gesundes, mitbestrahltes Gewebe- Haut, Schleimhäute oder Darm - mit Reizerscheinungen reagieren.
Natürlich wird die Strahlenbehandlung derart geplant, dass die Nebenwirkungen in geringem Ausmaß auftreten. Die meisten Patienten können deshalb ambulant bestrahlt werden. Die Nebenwirkungen selbst hängen entscheidend vom bestrahlten Körperbereich ab. Wir geben Ihnen deshalb im Rahmen eines aufklärenden Gesprächs gezielte Informationen über mögliche Nebenwirkungen und Hinweise für deren Behandlung. Es ist wichtig, dass Sie sich während und nach der Strahlenbehandlung vernünftig ernähren und sich genügend Ruhe gönnen. Prüfen Sie selbst, in wie weit Sie sich Bewegung und Ablenkung verschaffen können, ohne sich zu überlasten. Falls Sie hierzu Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die betreuende MTA oder den Arzt.